Geschichte

Die Geschichte des Square Dance

Nehmt neben mir Platz und lasst uns gemeinsam die vergilbten Seiten der alten verstaubten Chronik durchblättern. Unsere Geschichte beginnt vor mehr als 500 Jahren im Lande des dichten Nebels, der großen grünen Wiesen und der alten verstaubten Schlösser – Ihr werdet es erraten haben – es kann nur England sein.

Hier begegnen wir an einem nasskalten britischen Vormittag einem gewissen Mr. Morris. Er befasste sich mit einer bestimmten Tanzart dem sog. Morris-Tanz – und hatte dazu eine gewisse Art Berufstänzer um sich versammelt. Mit großem Ernst führten sie ihre Tänze auf Festen und Veranstaltungen vor (Ihr seht, bis heute hat sich in Bezug auf Vortanzen nicht allzu viel verändert!).

Nachdem der nasskalte, neblige Winter vorüber war und die ersten Sonnenstrahlen versuchten, den Frühling anzukündigen, war dies die Gelegenheit, den Winter symbolisch auszutreiben. Da man auch damals schon Schwierigkeiten mit der Musikanlage hatte, wurde zum Tanzen immer derselbe Rhythmus verwendet. Morris-Tänze wurden von 6 Männern getanzt – die Frauen zählten nicht – was für eine Zeit!

Man stand sich in 2 Reihen á 3 Tänzer gegenüber. Die Tänzer trugen um ihre Waden Lederbänder mit Glöckchen, die durch das monotone Stampfen der Füße zum Klingen gebracht wurden. In manchen Clubs tanzt man scheinbar heute immer noch so! Im Internet sind übrigens diverse Videos von Tanzgruppen, die (mit Originalkostümen) Morris-Tänze und andere alte Tänze aufführen: (https://www.youtube.com/watch?v=ktj_wWie8pc).

Nun lasst uns eine Seite unserer Chronik weiterblättern und einen Morris-Tanz näher betrachten.
Zu unserem Erstaunen finden wir einige bekannte Standardfiguren wieder. Die „Lines of Three“ tanzten Forward and Back, das Gleiche zur Seite und zurück. Circle Left und Circle Right und der Right/Left Hand Star und auch Pass Thru waren die Grundelemente. Man steigerte sich bis zur Ekstase beim ununterbrochenen Klirren der Glocken, beim Stampfen der Füße – man sprang so hoch man konnte, man warf die Füße hoch in die Luft, man schrie und gestikulierte wild mit Händen und Armen, schwenkte weiße Tücher – kurz gesagt, es war wie bei uns am Clubabend.

Am Kopf oder in der Mitte der Gruppe tanzte ein phantasievoll gekleideter Vortänzer, der ihnen die Figuren zurief und sie anfeuerte, aber Caller im heutigen Sinne gab es noch nicht. Unsere Chronik berichtet ferner, dass ein Morris-Mann ein kräftiger athletischer Mann sein musste. Staunend lesen wir von einem Tänzer namens Will Kemp (wenn ich den Namen auf dem vergilbten Pergament richtig entziffern kann), der von London nach Norwich – runde 130 km – in 9 Tagen tanzend und springend und glöckchenklingend zurücklegte. In den einzelnen Ortschaften scharten sich neue Tänzer um ihn und begleiteten ihn tanzenderweise ein Stück des Weges.

Ein Wort noch zur Bedeutung der Morris-Tänze: Befragt man die Experten des heutigen modernen Gesellschaftstanzes, einen Ballettmeister oder den Leiter guter Volkstanzgruppen nach dem Entstehen aller dieser verschiedenen Tanzarten, erhält man immer wieder die Antwort, dass der Ursprung der Tanzarten zurück zu den Morris-Tänzen geht. Wer aber weiß, wo die Schritte und die Ideen der Morris-Tänze herstammen? War es Europa, Afrika oder ??? Wer weiß es wirklich?

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Nachdem wir uns auf dem Kontinent etwas umgesehen haben, müssen wir feststellen, dass die spanischen sowie die französischen Tänze, in der Hauptsache jedoch die kirchlichen Tänze dieser beiden Länder, viele Schrittkombinationen unseres alten Freundes Morris beinhalten. Ende des 16. Jahrhundert bemerken wir, dass auch die kirchlichen Tänze in England denen des Kontinents immer ähnlicher werden. Wir wollen uns noch etwas am Ende des 16. Jahrhunderts aufhalten, denn hier scheint sich die große Wende abzuzeichnen.

Bis zu diesem Zeitpunkt war dieser Tanz eine rein männliche Angelegenheit und jetzt geht ein Bursche mit seinem Mädchen zusammen auf die grünen Felder, trifft dort seine Freunde von den Farmen und den kleinen Städten und sie tanzen jetzt zusammen mit ihren Mädchen Stunde um Stunde nach den gleichen Figuren, die wir bisher schon kannten. Und noch etwas fällt uns auf:
Man tanzt nicht mehr nach dem stampfenden Rhythmus und dem Geläut der kleinen Glöckchen, sondern wir sehen einen Flötenspieler, der mit teils wehleidigen, teils lustigen Melodien die Tänze in eine neue Richtung bringt, nämlich den Paartanz mit Up and Back und Serien von Circles. Und hier müssen wir mit Erstaunen feststellen, dass sich die ersten Paartänze in einem Square abzuzeichnen beginnen. Zunächst sind es jedoch nur 2 Paare, die sich gegenüber stehen, mit Swing the Opposite Girl und Ladies Chain kommen wir der heutigen Zeit schon näher, wenn wir auch im Hintergrund noch deutlich den Anklang an das Spanische heraushören.

Don’t stop! Einer wünscht sich das Lied „Drive the cold winter away“. Diese Melodie im 6/8 Rhythmus erinnert uns wieder an unsere Morris-Tänzer, die den Winter durch ihre Tänze vertreiben wollten. Aber nun kann jeder mittanzen. In dem großen Kreis können Paare nach Lust rein und raus gehen und wir sind beim Contra-Tanz, beim Reel, beim „longway set for as many as wille“. Müdigkeit war auch damals keine Ausrede, denn als wir uns etwas verschnaufen wollen, erklingt die Melodie „Dull Sir John“ und das ist ein Square Dance für 8 !!!

Wenn der Abend vorüber ist, haben wir Vieles geleistet. Wir tanzten in Gruppen zu 6, wie die alten Morris-Tänzer. Wir hatten Tänze zu 8, den Square Dance – und wir hatten Spaß an den großen Gruppentänzen, wo wir mit vielen, vielen Tänzern in großen Kreisen nach den Melodien des Flötenspielers bis zur Erschöpfung tanzten. Doch das Programm war so reichhaltig, dass wir zwischen diesen Tänzen „Rounds“ aufs Parkett oder besser gesagt aufs Gras legten.

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Wir haben bis jetzt miterlebt, wie der Ursprung des Tanzes, der Morris-Tanz, eine rein männliche Angelegenheit war. Im 16. Jahrhundert wurde dann auch die holde Weiblichkeit dazugebeten. Es zeichneten hier sich erste moderne Strukturen ab, z.B. Paartänze, Circles, Reels und die Ursprünge des Contra-Dance gehörten schon zum Repertoire. Nun wollen wir uns den sog. klassischen Tänzen zuwenden. In England war früher der Country Dance sehr primitiv, rustikal und ausgelassen. In Frankreich dagegen waren die Tänze ein Privileg der High Society. Der bekannteste Tanz zur Zeit der Könige Ludwig XIII. und Ludwig XIV. ist zweifelsohne das Menuett. Jeder Round- und Square Dancer verdankt Vieles dem damaligen Menuett und der Gavotte.

Es ist schon sehr interessant, König Ludwig XIII mit Anne von Österreich an seinem Arm, zu bewundern. Er eröffnet mit seiner Dame den großen Ball, indem er den ersten „Branle“ tanzt. Danach begibt er sich auf seinen Thron und betrachtet von oben herab seine Günstlinge. Wir müssen doch ehrlich anerkennen, er ist ein exzellenter Tänzer, der noch etwas von Styling versteht! (unsere Verehrung Majestät!).

Später, vor allem zu Zeiten Ludwigs XIV. wurde das Menuett durch das Hof-Ballett verdrängt. Hier allerdings betätigt sich der Hochadel nur als Zuschauer.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kamen aus England die Longway-Tänze herüber. Man stand sich in langen Linien gegenüber und tanzte von einem Ende der Reihe hindurch zum anderen Ende. Diese Tänze enthalten unsere schon bekannten Quadrille-Figuren wie Right and Left Thru, Ladies Chain, Stars und Bend the Line, Circles und Swings und Allemande Lefts.
1650 brachte der Londoner Verleger Playford das erste Buch mit Anleitungen über den Country-Dance heraus. Diese Sammlung erreichte die erstaunliche Zahl von damals 900 verschiedenen Tänzen, meistens Longways.

Die vornehmen französischen Tanzmeister dieser Zeit bezeichneten diese original englischen Tänze mehr als eine Art rüpelhaftes Gehopse. Diese wüste Tanzerei wurde jedoch bald durch die eleganten französischen Manieren entschärft und somit hoffähig gemacht. Auch ein neuer Name musste her: Contre. So entstand unsere heutige Bezeichnung Contra-Dance. Später, in New England, wurde er kurz Contry genannt.

Zu Beginn des 18. Jahrhundert war es soweit, dass die vornehme Welt ihren bis dahin schon sehr entwickelten Country Dance in einer alten verstaubten Schatulle verschwinden ließ. Man war sich dieser alten verstaubten Bauerntänze anscheinend über und stürzte sich in die modernen Tänze des Jigs, Round-Abouts und später der Polkas. Der Square for Eight wurde also verdrängt durch den Round for Eight. Die ganze Sache bekam auch noch einen eleganten Namen und hieß von nun an „Contredanse francaise“.

Auf den Geschmack gekommen durch die prächtigen Feste am königlichen Hofe, kleidete man sich auch jetzt in den Städten so elegant wie der Geldbeutel es zuließ. Die Angelegenheit war nicht billig, denn ein neues Gebilde wurde entwickelt, der weitausladende Petticoat. Die Kunst der Damen bestand darin, möglichst ungewollt – doch beabsichtigt – diese traumhaften Gedichte beim Tanzen so zu schwingen, dass sie von ihren Verehrern gebührend bewundert werden konnten (das Weib wird sich wohl nie ändern – Aussage eines Callers). Dieses bunte Konfetti aus Round Dances, Square Dances und Contras fügte sich zusammen zur Great Quadrille. Was uns jedoch etwas erstaunt, ist, dass die fröhliche, ausgelassene englische und schottische Musik nicht mehr die Grundlage unseres geliebten Rhythmus ist, sondern dass diese Musik verdrängt wird von der sog. klassischen Tanzmusik, Opern- und Operettenmelodien und Melodien, die von damals namhaften Komponisten speziell für die Quadrille komponiert wurden.

Bei diesen Bällen, wo die Musik auf einer erhöhten Plattform spielte, was bisher unbekannt war, und Hunderte von Kerzen aus Kristallkronleuchtern die riesigen Säle erhellten – erscheint ein neuer wichtiger Mann – der Prompter. Er ist kein Caller im heutigen Sinne, doch gibt er die Figuren bekannt, die die Tänzer nach seinen Zurufen ausführen.

Nachdem wir uns nun schon einige Zeit in der Mitte des 19. Jahrhundert befinden, kann man schlicht sagen, aus dem echten ländlichen Square Dance ist in Vereinigung mit anderen Tanzarten der moderne städtische Gesellschaftstanz entwickelt worden. Wir wollen aber auf keinen Fall vergessen, dass im späten 18. Jahrhundert der schönste und lieblichste Tanz, den die Welt bisher kannte, der Walzer, erfunden wurde.

Wenn wir heute glauben, dass wir nach zwei Stunden Square Dance uns erschöpft in die nächste Gaststätte setzen müssen, uns bequem hinflegeln und mit letzter Kraft zum Bierglas greifen, dann sind wir ziemlich morsch und schwach. Wovon eigentlich, von dem bisschen tanzen? Wir wollen uns deshalb ein ganz normales Tanzprogramm aus der damaligen Zeit etwas genauer anschauen: Grand March, Quadrille, Waltz, Lancers, Schottische, Caledonian Quadrille, Waltz, Basket Quadrille, Redows, Lancers, Polka, Lanigan Quadrille, Varsouvienne, etc. etc., bis wir im Programm um 5 Uhr morgens die Nr. 38 erreichen. Dieses Programm enthält 11 Quadrilles, 7 Lancers, 19 Couple-Dances, 2 Grand Marches und ein paar kleinere Einlage wie Virginia Reel!

Zusammenfassend sei jedoch gesagt, dass in dieser Zeit viele der heutzutage aktuellen Tänze wie Walzer und Polka bzw. Grand Marches und Contra Dances entstanden sind. Heute ebenso wie damals waren sie sehr populär.

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Wir haben uns bereits die Morris-Tänze angesehen, ferner das Menuett, das besonders am französischen Hofe beliebt war (Ludwig XIV.) und dann schließlich das Hofballett, welches ebenfalls aus aristokratischen Kreisen stammt. Parallel dazu kennen wir bereits die englisch/schottisch/irischen Longway-Sets (Gassentänze), die unter dem Namen Reel (in Schottland) oder Jig (in Irland) bekannt wurden und später in Frankreich übernommen wurden („Contredanse francaise“). Der englische Tanz nahm von der primitiven Landbevölkerung den Weg nach oben, während der französische Tanz vom königlichen Hofe herabkam und zum Tanz für jedermann wurde. Im 18. Jahrhundert dann kamen die Great Quadrille, der Walzer und die Polka hinzu. Soweit war uns Alles bekannt.Diese ganze Mischung wurde dann in die USA „exportiert“ im Zuge der großen Einwanderungswelle.

Die ersten zuverlässigen Quellen über die Tänze der neuen Welt stammen von 1917, als Mr. Cecil J. Sharp, ein berühmter englischer Folklorist, einen Tanzabend in PineMountain/Kentucky besuchte. Er war schon lange in seiner neuen Heimat Amerika auf der Suche nach alten Songs, Balladen und Tänzen. Er lebte vorwiegend im Gebiet der Appalachen-Gebirge. Bei diesem Volkstanzabend nun sah er zum ersten Mal die Cowboy Tänze – und bekam das große Gruseln. Kurz gesagt tanzten an jenem denkwürdigen Abend alle wild durcheinander. Es gab keine Sets nach Courtesy Movements oder Courtesy Turns – eine Figur verschmolz mit der anderen ohne Up and Back und Einhaltung der strengen französischen Tanzregeln. Es vollzog sich in dieser Zeit der Umbruch vom mehr oder weniger gepflegten und eleganten Volkstanz der alten Welt zum neuentstehenden Western-Square Dance. Diese wilde Tanzerei ähnelte etwas den Morris-Tänzen.

In der Folgezeit entwickelte sich der Square Dance weiter und wurde etwas korrekter. Wie bei der Quadrille begann man die Paare im Square zu nummerieren. Man tanzte teils mit Musik, teils ohne Musik. Im letzteren Fall wurde dann der Rhythmus mit den Füßen (sprich Cowboystiefeln) getrampelt – wie bei den alten Morris-Männern. Bei den Melodien kommen die uralten Traditionals wieder zu Ehren. Grausiges Beispiel ist der Song von „Old Dan Tucker“, der vor 500 Jahren entstand. Der Verurteilte, eben jener Old Dan, stand in der Mitte der Tanzgruppe und wurde nach Beendigung des Tanzes wirklich geköpft (Urrgs).

Der Wunsch nach Vielseitigkeit führte in der Folge zum sog. Running-Set. Man muss sich vorstellen, dass statt den heute üblichen 128 Rhythmusschlägen pro Minute die Musik auf 140 erhöht wird und die Tänzer statt zu gehen buchstäblich rennen und das mehr als eine Stunde lang ohne Pause. Ich glaube, diese Tänzer hatten dann wirklich eine Pause verdient.

An dieser Stelle erscheint erstmals der „Größte, Schönste und Beste“ – die Seele des Square Dance schlechthin – der Caller!?! Mit der Einführung des Callers wurde der alte europäische Volks- und Square Dance amerikanisiert. Die alten Melodien, die unser Fiedler mit viel Mühe seinem geigenähnlichen Instrument entlockte, bekamen jetzt amerikanische Namen. Man wurde historisch und suchte nach Namen aus der amerikanischen Geschichte.
Viele Titel erinnern uns an den Krieg von 1812. Commander Hull war der Befehlshaber einer Fregatte, also musste eine Melodie „Hull’s Victory“ genannt werden. General Washington verhalf einer Melodie mit dem Titel „Washington’s Quick Step“ zum Erfolg. Eine der Hauptfiguren, von der man damals nicht genug bekommen konnte, war der Swing. Er wurde ständig und überall getanzt.
Doch insgesamt gesehen war die Tanzwut nicht mehr so groß wie in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, zur Zeit der amerikanischen Revolution und des Krieges von 1812. In diesem halben Jahrhundert konnte man von einer tanzenden Nation sprechen. Jeder tanzte, ob groß oder klein; in Kneipen, in Stadthallen und in Scheunen, aber auch in Küchen oder einfach vor dem Haus.

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Der Square Dance stieg in der Folgezeit (in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts) zu einer ersten Blütezeit empor. In der 2. Hälfte ebbte die Tanzwut dann stark ab. Doch war die Wandlung in den einzelnen US-Bundesstaaten unterschiedlich. Während man in Nebraska – dem typischen Bauernstaat – die Country Tänze pflegte, tanzte man in Central City/Colorado mehr die französischen Quadrillen und Lancers, Contras und Circles, aber auch die anderen europäischen Tänze wie Walzer, Polka und Schottische. In der Stadthalle von Kingston/New Hampshire vergnügte man sich mehr mit Contras aller Art.

Doch dann, in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, kam der Zerfall der in Amerika bisher so gepflegten Tänze. Die Quadrille starb, Contras verschwanden. Man tanzte den Walzer im Two-Step (Wechselschritt) und vergaß die Polka. Die Schottische lebte als rauher RodyTanz weiter. Auch unser Square Dance verschwand langsam. Die jungen Caller konnten sich nur noch schwach erinnern, was ihre Väter früher so callten. Das Repertoire wurde kleiner und kleiner, die Musik verlor sich langsam und der Stil war ungepflegt und unbeherrscht. Der Square Dance war fast tot.
Die erste Hälfte des 20.Jahrhunderts war eine ziemlich schwierige Zeit, auch für die Amerikaner. Der erste Weltkrieg, die Weltwirtschaftskrise und Inflation, die Prohibition (totales Alkoholverbot in den USA) – die Leute hatten einfach andere Sorgen. Schließlich war diese Zeit auch in anderen kulturellen Bereichen wie Malerei und Literatur keine Blütezeit.

In den dreißiger Jahren gab es dann den ersten Fortschritt. Mr. und Mrs. Henry Ford (der Eigentümer der Ford Motor Company) bauten in Greenfield Village in Dearborn/Michigan eine fantastische Tanzhalle mit Teakholz-Boden und kostbaren Kristallleuchtern, die noch heute erhalten ist und als Museum zur Verfügung steht. Sie engagierten Mr. Benjamin Lovett, einen sehr bekannten Tanzmeister, um die alten vergessenen Volkstänze der Vergangenheit wieder auferstehen zu lassen. In ihrem berühmten Buch „GOOD MORNING“ schreiben Mr. und Mrs. Ford:
„Nach einem Dornröschenschlaf von mehr als 25 Jahren wollen wir die alten beliebten Volkstänze ins Leben zurückrufen.“ Das reichhaltige Programm umfasste rund 50 Tänze. Es waren alle unsere bekannten und ausführlichen Tänze vertreten. Hauptsächlich Singing Squares, Lancers, Contras, Rounds , Walzer und was es sonst noch gab. Nur Eines vermisste man: Den großen Western-Square Dance mit seinen Patter Calls.

Dieses kleine Buch wurde jedoch zur Anregung für viele Interessenten der alten Volkstänze. Einer dieser Leute war ein junger Schuldirektor aus Colorado. Sein Name ist Dr. Lloyd Shaw – genannt Pappy – der Vater unseres heutigen modernen Square Dances. Er erkannte, dass das Buch von Henry Ford nur die Hälfte der alten Tänze beschrieb und „Pappy“ versuchte, den Rest hinzuzufügen

———- unseren Square Dance ————–

Es war sehr schwierig, denn die Caller hatten Schwierigkeiten, sich an den alten Western Square Dance und die Figuren zu erinnern. Doch „Pappy“ steckte nicht auf. Fügte Steinchen auf Steinchen und machte als sein Lebenswerk den Square Dance zu dem, was er heute ist.

Heutzutage gibt es diverse Berufscaller und ganze Industriezweige versorgen die Square Dancer mit Kleidung, Badges, Petticoats und Square Dance Musik. Selbst Briefkästen, Papierkörbe und Autoschilder sind mit Tanzpaar, Clubnamen und Square Dance Emblem versehen im Handel erhältlich. Zahlreiche Organisationen sind in den letzten 40 Jahren entstanden, die der Square Dance Bewegung in irgendeiner Form dienen sollen. Mit dieser Betrachtung der Gegenwart wollen wir die Square Dance Chronik nun beenden und uns den aktuellen Ereignissen zuwenden.

Geschrieben von Andreas Macke im Frühjahr 2020